In einer Welt, die in vielfacher Hinsicht immer mehr an Grenzen
kommt und in der viele Menschen erfahren, dass Gestaltungs- und Handlungsspielräume
schwinden, wird uns mit der Fastenzeit ein neuer Raum eröffnet, der
gestaltet werden will. Hier geht es nicht in erster Linie um Verzicht und Verbote,
sondern um eine Neuentdeckung von Freiheit. Wer den Herausforderungen und
Anforderungen des Lebens begegnen will, der braucht dazu eine Stärke und Kraft
aus der Mitte der Person. Im Evangelium heißt es, dass Jesus vom Geist vierzig
Tage in die Wüste getrieben wurde. Diese Kraft drängte ihn. Er wollte mit dem Vater
allein sein. Dort in der Wüste hat er dem Bösen widerstanden. Wenn wir uns in
den vierzig Tagen an die Seite Jesu begeben, werden wir wieder eine neue Stärke
finden, um Freiheit zu gewinnen. Wer falsche Narrative, alternative Fakten und
Dekonstruktionen von Wirklichkeit identifizieren will, der braucht einen verlässlichen
Bezugspunkt und der muss etwas wagen. Ich wünsche Ihnen gute Erkundungen
und Suchbewegungen in der Vorbereitung auf das Osterfest. Möge die
Fastenzeit eine Zeit der Offenheit werden: für die Impulse des Heiligen Geistes,
für die leise Sprache der eigenen Seele und für die Möglichkeit neue Wege zu gehen.

Ihr Pastor
Norbert Viertel