Gemeinde St. Stephanus, Meerbusch-Lank

in der Pfarrei Hildegundis von Meer

 

 

KirchenFenster-Baustelle_1152x1152-090 (c) Pfarrei Hildegundis von Meer

Sanierung der Kirchenfenster in St. Stephanus

KirchenFenster-Baustelle_1152x1152-090
Datum:
Fr. 4. Mai 2018
Von:
Georg Klein

Bauphysikalische und denkmalpflegeische Beseitigung des aufgetretenen Leporello-Effektes an den Fenstern

KirchenFenster (c) Pfarrei Hildegundis von Meer
KirchenFenster



Die schon lange geplante Sanierung der Chorfenster hat nun endlich begonnen. Das Gerüst innen und außen ist aufgebaut, die Chorfenster wurden ausgebaut, die Schutzverglasung bleibt bis zum Wiedereinbau der Kunstverglasung erhalten.

Warum ist diese Maßnahme notwendig?
Im Laufe der Jahre war an den Fenstern ein »Leporello–Effekt« festzustellen, will heißen, die Kunstverglasung schob sich wie ein Leporello zusammen.

Was waren die Ursachen?
In den achtziger Jahren hat man die Windlast als Ursache angenommen und die bis heute vorhandene Schutzverglasung angebracht.
Konsterniert musste man feststellen, dass dieser Prozess nicht gestoppt wurde.
Weitere intensive Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass die Konstruktion aus Vertikal- und Horizontalstreben das Gewicht der Kunstverglasung nicht halten kann. Auch wurde ein Wärmestau zwischen Schutz- und Kunstverglasung (Südseite) ausgemacht.

Erkenntnis also:
Die jetzige Schutzverglasung trägt nicht zur Vermeidung des Leporello–Effektes bei, wirkt eher sogar kontraproduktiv. Auf die Schutzverglasung kann daher verzichtet werden, wodurch dann die Kunstverglasung auch von außen wieder sichtbar wird.

Welche Lösungsmöglichkeiten bieten sich an?
Die Kunstverglasung wird aufwendig restauriert. Durch zusätzliche Horizontal- und Vertikalstreben wird das Eigengewicht der Gläser gehalten. Dabei stellt sich das Problem, dass diese Verstrebungen nicht in einem gleichmäßigen Raster verbaut werden können, sondern den Konturen der Motive folgen müssen, damit diese nicht entstellt werden. Durch entsprechende statische Begleitung wird dieses Problem gelöst. Diese Maßnahme ist in jedem Fall vonnöten.

Wird auf eine Schutzverglasung verzichtet, müssen sämtliche Bleieinfassungen aufgebördelt und neu verkittet werden, um die Fenster wasser- und winddicht zu machen. Die so restaurierten Fenster werden an alter Stelle wieder im Chor verbaut.

Eine recht neue Methode der Restaurierung stellt eine Mischung dar.
An die jetzige Stelle der Kunstverglasung wird ein »Goetheglas« in einer Rasterung eingebaut, die der Struktur der Kunstglasfenster folgt. Unter Goetheglas versteht man ein farbloses, gezogenes Glas mit der charaktervollen, unregelmäßigen Oberfläche von Fenstergläsern vor allem des 18. und 19. Jahrhunderts. Auf diesen Rahmen wird nun in geringem Abstand das restaurierte Kunstglasfenster von innen aufgebracht. Dadurch ist die Kunstverglasung der Außenwitterung nicht mehr ausgesetzt. Auch das gerade in Kirchengebäuden häufig auftretende Kondensat schlägt sich nicht mehr an der Kunstverglasung, sondern am Trägerglas nieder. Dadurch wird das empfindliche Schwarzlot, mit dem die Glasmaler die Motive aufbrachten, geschont. Die Motive der Kunstverglasung sind wieder von außen – wenn auch nicht so intensiv – zu erkennen und das Goetheglas gibt einen zusätzlichen Schutz von außen.

Die zweite Variante stellt bauphysikalisch und denkmalpflegerisch die deutlich nachhaltigere Lösung dar. Die obere (Landschaftsverband Rheinland / Brauweiler) und untere (Stadt Meerbusch / Techn. Dezernat) Denkmalbehörde konnte von der zweiten Lösungsmöglichkeit überzeugt werden, so dass diese jetzt zum Einsatz kommt.

Gibt es keine dramatischen unvorhergesehenen Vorkommnisse, wird die gesamte Restaurierungsmaßnahme Mitte August 2018 beendet sein.

Für den Kirchenvorstand            
Hans-Werner Schoenauer          


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